Das leidige alte Thema nun endlich im ORF: „Gefangene der Fernwärme“

Nahezu alle Wohnungen im Arsenal werden über Fernwärme versorgt. Doch die Abrechnung und die Verträge mit der Wien Energie sind ein Mysterium und völlig intransparent. Von der Fernwärme Wien wird behauptet, dass die Fernwärme zu mehr als der Hälfte aus Müllverbrennung sowie aus der Kraft-Wärmekoppelung erzeugt wird (erneuerbare Energie: 16,71 %, Abwärme: 19,03 %, hocheffiziente KWK-Anlagen mit fossiler Energie: 54,98 %, fossile Energie: 9,29 %), doch eine nachvollziehbare Offenlegung der Kostenstruktur sucht man vergeblich. Immerhin kommt nun doch etwas Bewegung in dieses Thema. Der ORF hat es in der Sendung „ECO“ am 26.09.2024 aufgegriffen und am 17.01.2025 bearbeitete Peter Klien in der Sendung „Willkommen Österreich“ das Thema satirisch. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Regierung die Transparenzbestrebungen nicht gleich wieder abwürgt.

Der angesprochene Beitrag in ECO vom 26.09.2024 ist derzeit noch bis 25.03.2025 auf ORF ON zu sehen. Der Beitrag zur Fernwärme startet bei Minute 20:49.

2023 habe ich diverse Stellen wie die Hausverwaltung, Wien Energie, Energieagentur, ORF etc. zum Thema Transparenz der Fernwärmepreise angeschrieben. Hier meine Fragen:

„Warum wurde die Fernwärme in Wien, die zum großen Teil aus Abfallverwertung und Kraft-Wärme-Kopplung kommen soll, um 106,4 % teurer, Gas jedoch nur +64,8 %, Strom + 2,8 %? Diesel (-9,0 %), Benzin (-9,6%) und Heizöl (-19,0 %) wurden sogar billiger!!!!

Unsere Hausverwaltung hat zur Sicherheit die Vorauszahlung für die Fernwärme gleich vervierfacht.

Den Gas- und Stromanbieter, die Tankstelle und den Ölhändler kann ich mir aussuchen, doch bei der Fernwärme ist man an die Wien Energie gebunden.

Ich fordere eine transparente Aufstellung und Abrechnung, wie es zu dieser horrenden Preiserhöhung kommt. So wird man als Fernwärme-Bezieherin abgezockt und hat keine Möglichkeit einen anderen Anbieter auszusuchen.“

Quelle Kostenvergleich: Heute, Ausgabe vom 20.04.2023

Die Antworten 2023 waren überall ausweichend:

Energieagentur

… vielen Dank  für Ihre Anfrage, die tatsächlich einen wunden Punkt am Energiemarkt anspricht, nämlich die fehlende Transparenz bei Fernwärmepreisen. Eine Übersicht über Fernwärmepreise in Österreich und somit auch ein Fernwärmeindex existiert nicht, allerdings konnte im letzten Jahr beobachtet werden, dass Fernwärmepreise sich im Durchschnitt über alle Anbieter erhöht haben.

Es wird soeben an der Umsetzung des § 89 des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes gearbeitet. Dieser § sieht vor, dass Fernwärmeversorger Informationen zu den Fernwärmepreisen inkl. der in den Tarifen angewandten Indices einmal jährlich melden müssen. Diese Informationen werden dann regelmäßig aktualisiert und veröffentlicht. Wir erwarten, dass im Herbst 2023 das erste Mal entsprechende Informationen zentral online verfügbar sein werden.  

Hier sehen Sie eine relativ aktuelle Information auf der Website der Wienenergie über die Energieträger im Fernwärmenetz https://www.wienenergie.at/faqs/wie-wird-die-fernwaerme-in-wien-produziert-bzw-wie-hoch-ist-der-erdgasanteil-aktuell/. Demnach stammt derzeit die Hälfte der Wärme aus Erdgasanlagen. Es ist daher grundsätzlich nicht überraschend, dass ein steigender Gaspreis auch Auswirkungen auf den Fernwärmepreis in Wien hat. An welchen Index bzw. an welche Faktoren die Fernwärmepreise in Ihrem konkreten Fall gebunden sind, müsste im Liefervertrag zwischen Ihnen und Wien Energie vereinbart sein.

Redaktion der ORF Sendung „Konkret“

… anbei darf ich Ihnen die Antwort der Wienenergie übermitteln. U.a. lässt man uns wissen, dass im 2-Jahres-Vergleich die Steigerung bei Fernwärme im EPI geringer ist, als bei Erdgas. Die aktuellen Werte können Sie hier abrufbar: https://www.energyagency.at/fakten/energiepreisindex

Fernwärme Wien über die Redaktion von ORF Konkret

Gesendet: Dienstag, 4. Juli 2023 11:50
(…)

Frau Reiterer dürfte sich hier auf den Energiepreisindex beziehen. Ich konnte zwar die konkreten Zahlen nicht nachvollziehen, aber nachdem sie den Vergleich der Energieformen anführt, sollte es dieser sein.

Der österreichische Energiepreisindex (EPI) wird von der Energieagentur erstellt. Der EPI wird auf der Grundlage von Daten der Statistik Austria (Warenkorb private Haushalte) berechnet. Das bedeutet, dass hier Preisentwicklungen von ganz Österreich berücksichtigt werden und diese Werte nicht 1:1 auf die persönlichen Kosten umgelegt werden können. Wesentlich ist hier auch, was genau verglichen wird: Im 2-Jahres-Vergleich April ist die Steigerung bei Fernwärme im EPI etwa deutlich geringer als bei Erdgas. Die aktuellen Werte sind hier abrufbar: https://www.energyagency.at/fakten/energiepreisindex

Seitens Wien Energie haben wir im Frühjahr ein großes Entlastungspaket für unsere Fernwärme-Kund*innen geschnürt. Bei der nächsten Jahresabrechnung für das Heizjahr 2022/23 bzw. 2023 erhalten unsere Kund*innen 20 Prozent Rabatt auf den Grundpreis. Wir nehmen dafür 50 Millionen Euro in die Hand. Für soziale Härtefälle gibt es außerdem Energiegutscheine in Zusammenarbeit mit den sozialen Einrichtungen der Stadt. Dafür haben wir 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Um weiteren Preissteigerungen vorzubeugen, ziehen wir außerdem einen Preisdeckel bei indexierten Fernwärme-Verträgen ein. Wir hoffen, dass diese Maßnahmen unsere Kund*innen unterstützen.

Doch wo ist der Rabatt von 20 % für uns Mieter:innen verblieben?

Zumindest gibt es mittlerweile von der Energieagentur eine Transparenzdatenbank

Die Arbeiterkammer und der Klima- und Energiefond haben gemeinsam vier Studien in Auftrag gegeben. Hier geht es zum Artikel „Blackbox Nah- und Fernwärme“ auf der Seite der Arbeiterkammer mit den Studien zum Downloaden.

Artikel von Christine Reiterer, Arsenal 12

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert